Der Täter

 

Ryszard Lominski 44

Polizistenmörder muss 14 Jahre hinter Gitter

POTSDAM - Er hatte bis zuletzt seine Unschuld beteuert. Sein Urteil nahm er mit gesenktem Blick entgegen. Ryszard Lominski (44) muss für vierzehneinhalb Jahre hinter Gitter! Das Landgericht Potsdam befand den Polen in einem Indizienprozess für schuldig, im August '95 den Zivilfahnder Martin Heinze (46) ermordet zu haben. Rückblende: Ryszard Lominski bricht in der Nacht vom 19 . auf den 20. August in Babelsberg in einen Fahrrad-Keller ein. Fahnder Martin Heinze stellt den vermeintlichen Dieb auf dem Kirchsteigfeld. Doch plötzlich funkt der Polizist seinem Kollegen: "Beeil' dich, ich hab' einen Messerstich in der Brust." Richter Horst Barteldes: "Der Angeklagte hat den Beamten mit dem Stich eines 25 Zentimeter langen Messers ins Herz getötet . " Ryszard Lominski wurde gleich nach der Tat und nur wenige Meter vom Tatort entfernt festgenommen. Er gestand den Diebstahl, bestritt aber den Mord. Ein Blutspritzer auf seiner Hose wurde dem Polen allerdings zum Verhängnis. Ein "genetischer Fingerabdruck" ergab, dass das Blut mit 99,999 prozentiger Wahrscheinlichkeit vom Opfer stammte. Richter Horst Barteldes folgte mit dem Urteil Staatsanwalt Peter Mitschke, der 15 Jahre gefordert hatte. Der Staatsanwalt: "Der Angeklagte entging ,Lebenslänglich', weil er zur Tatzeit unter dem Einfluss von Wodka stand und 2,19 Promille hatte." Martin Heinze war der erste Polizist Brandenburgs, der nach der Wende ermordet wurde. Er hinterlässt Frau und zwei Kinder - Julia (8) und Andrea (16).

Quelle Berliner Zeitung 06.07.97

Polizisten-Mord: Der Angeklagte schweigt

POTSDAM - Vor dem Potsdamer Landgericht muss sich seit gestern der Pole Ryszard L. (44) verantworten. Er soll dem Polizisten Martin Heinze (46) ein 25 Zentimeter langes Messer in die Brust gestoßen haben, als der ihn wegen Fahrraddiebstahls festnehmen wollte. Der Beamte, Vater von zwei Töchtern, verblutete. Im alten Jogginganzug, Hände und Füße gefesselt, wurde der Angeklagte über den Flur in den Saal 15 geführt. Anklage wegen Mordes. "Sie haben bei der Festnahme auf den Polizisten eingestochen", warf ihm Staatsanwalt Peter Mitschke vor. Das Messer wurde nie gefunden. Ryszard L. hat erst geleugnet, schweigt jetzt im Prozess. Ein fingernagelgroßer Blutfleck an der Hose soll ihn überführen. " Drei Männer sind auf Raubzug", hatten Einwohner am 20. August letzten Jahres nachts der Polizei gemeldet. Die Zivilfahnder Martin Heinze und Gerald P. (39) rasten im Peugeot zum Kirchsteigfeld. Auf der Baustelle hatte ein Radfahrer im rot-gestreiften T- Shirt ihren Weg gekreuzt. Gerald P. gestern: "Dann sahen wir einen anderen im Gebüsch verschwinden." Nach zweistündiger Suche trennten sich die Polizisten. Martin Heinze war mit dem Funkgerät Richtung Priesterweg gelaufen, Gerald P. am Wagen geblieben. "Ich hab' ihn" , meldete Heinze. Gerald P. : "Als ich zum Hirtengraben kam, lag Martin auf dem Bauch. Ich drehte ihn um, er blutete. Ich versuchte, die Wunde in der Brust zuzuhalten. Blut sprudelte durch meine Finger." 45 Minuten später hatten Streifenpolizisten unter einem Bett in einem Bauwagen Ryszard L. entdeckt. Gerald P.: "Ich ging allein rein. Der Pole trug ein rot-gestreiftes T-Shirt. Ich trat ihm in den Bauch, schlug dreimal mit der Faust zu." "So könnte der Blutfleck auf die Hose meines Mandanten gekommen sein", sagt Anwalt Michael Nitschke. Gerald P. hatte seine Hände vor der Festnahme nur mit einem Lappen abgewischt. Fortsetzung des Prozesses morgen.

Quelle Berliner Zeitung 12.06.1996

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