Wir trauern um

     

 

     Georg Wurster, 33

 

             

Der 7. April 1977 war ein Schreckenstag für Bürger, die Justiz, den Staat. Es begann eine furchtbare Zeit des Terrors: Die RAF ermordete Generalbundesanwalt Siegfried Buback, seinen Fahrer Wolfgang Göbel und den Justizbeamten Georg Wurster.

Um 9.00 Uhr morgens ist Generalbundesanwalt Siegfried Buback in seinem blauen Dienst-Mercedes auf dem Weg zu seinem Arbeitsplatz. Das Ziel: der Bundesgerichtshof in Karlsruhe. Am Steuer sein Fahrer Wolfgang Göbel, auf der Rückbank Justizhauptwachtmeister Georg Wurster.

Als der Wagen an einer roten Ampel auf der Linkenheimer Landstraße hält, nähert sich von hinten rechts ein von Günther Sonnenberg angemietetes Motorrad vom Typ Suzuki GS 750. Als die Ampel auf Gelb springt, feuert der Sozius mit einem Heckler und Koch 43 Schnellfeuergewehr mindestens 15 Schüsse auf die Insassen des Dienstwagens. Die Flucht der Mörder gelingt. Zunächst mit dem Motorrad, dann mit einem in der Nähe bereit stehenden Alfa Romeo.

Georg Wurster saß nur zufällig im Wagen

Als Sicherheitskräfte eintreffen, sind Generalbundesanwalt Buback und sein Fahrer Wolfgang Göbel bereits tot. Georg Wurster, Leiter der Fahrbereitschaft der Bundesanwaltschaft, stirbt sechs Tage später. Er saß eigentlich nur zufällig im Dienstwagen, sagt seine Tochter Sabine Reichel. Der Privatwagen von Buback war an dem Morgen defekt. "Mein Vater sollte schauen, ob er ihn wieder in Gang bringt. Das hat er wohl auch geschafft - und war dadurch zufällig mit im Auto". Und noch von einem zweiten Zufall berichtet die Tochter von Georg Wurster. Er hätte in der Woche eigentlich schon in Kur sein sollen.

RAF-Planung "Margarine" zu spät entschlüsselt

Hätten die Sicherheitsbehörden vor einer solchen Tat der RAF gewarnt sein können? Alexander Prechtel, Staatsanwalt und langjähriger Pressesprecher von Buback-Nachfolger Kurt Rebmann, erinnert sich: "Es gab bei Buback genau diese Planungssicherheit, die, man kann schon fast sagen, unverfroren war. Man hatte eine ganze Zeit davor herausbekommen, dass etwas geplant war, das das Schlagwort "Margarine" hatte. Aber damit konnten die Ermittlungsbehörden nichts anfangen." Nach dem Attentat war allen klar, was gemeint war. "Margarine" stand für SB, die Initialen von Siegfried Buback und zugleich eine Margarinemarke.

Kurz nach dem Anschlag meldete sich die RAF mit einem Schreiben zu Wort. Ein "Kommando Ulrike Meinhof" übernahm die Verantwortung für das Attentat. Die Begründung: Buback sei für die "Morde" an Meinhof, Siegfried Hausner und Holger Meins direkt verantwortlich.

"Die werden nicht schaffen, was sie schaffen wollen"

Wie reagierten Bubacks Kollegen von der Bundesanwaltschaft? Staatsanwalt Prechtel sagt: "Man kann nur sagen: mit einer wahnsinnigen, persönlichen Betroffenheit, mit einer fürchterlichen Wut auch irgendwo, mit einer Hilflosigkeit - aber auch mit dem ganz komischen Gefühl 'Die werden nicht schaffen, was sie schaffen wollen. Wir werden dagegenhalten.' Und so ist es ja im Endeffekt ja auch gekommen."

Wegen der Beteiligung an dem Anschlag wurde Knut Folkerts im Juli 1980 zu lebenslanger Freiheitsstrafe verurteilt, Brigitte Mohnhaupt und Christian Klar im April 1985.

Quelle: swr.de Autor: Martin Roeber

 

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